Wie alles begann...


Es war der 1. August 1976: Am Nürburgring verunglückte der dreifache Formel 1-Weltmeister Niki Lauda bei einem Feuerunfall und in Wien stürzte in den frühen Morgenstunden die Reichsbrücke ein. Ein für Österreich geschichtsträchtiger Tag, der auch meine Zukunft bestimmen sollte.
Eigentlich wollten wir den Geburtstag meines Vaters und meiner Großmutter feiern, als wir jedoch im Radio von der Katastrophe an der Donau hörten, entschlossen wir uns, an den Ort des Geschehens zu fahren.
An der Donau angekommen – meine Kamera, eine Yashica Super TL, und Wechselobjektive hatte ich mit – kam mein Vater auf die Idee, meinen Onkel, einen Rundflugpiloten in Schwechat, anzurufen.
Eine Stunde später saßen wir in einer Cessna und kreisten über die eingestürzte Brücke.
Ich war aufgeregt, die Trümmer der Brücke lagen in der Donau, auf der im Wasser liegenden Fahrbahn stand ein städtischer Autobus. Immer wieder drückte ich den Auslöser meiner Kamera und bannte das Ereignis auf Zelluloid.
Nach diesem Erlebnis wusste ich mit gerade 14 Jahren: "Ich will Pressefotograf werden!"
In den folgenden Jahren erlernte ich den Beruf des Fotokaufmannes und Fotografen, doch bis zum Erreichen meines Ziels, mit der Pressefotografie Geld zu verdienen, floss noch viel Wasser die Donau abwärts.
Ich versuchte zwar immer wieder, in der Medienbranche Fuß zu fassen, scheiterte jedoch an der letzten Konsequenz. Den sogenannten „Klick“ machte es, als ich einen Journalisten fragte: „Wie werde ich Pressefotograf?“, und von ihm zur Antwort bekam: "Wenn du fragst, dann lass´ es lieber – man fragt nicht wie, man macht es einfach!“
Diese Worte habe ich noch heute im Ohr.
1990 kündigte ich meinen Job und raste als wilder freier Fotograf herum, knipste alles, was mir vor die Linse kam, und versuchte es – mit mehr oder weniger Erfolg – an die Medien zu bringen. Nebenbei jobbte ich als Taxifahrer und verdiente etwas Geld als Hochzeitsfotograf.
1992 schaffte ich es dann als "fixer Freier" bei der Familiapress, die die Zeitungen „täglich Alles“ und „ganze Woche" herausbrachte, unterzukommen und so hatte ich meine täglichen Aufträge.
Dazu verkaufte ich meine Bilder an die "APA“, die Austria Presse Agentur, zu der ich dann im Sommer 1998 wechselte und als Fotograf und Bildredakteur bis September 2007 national und international in den Ressorts Politik, Wirtschaft, Chronik, Kultur und Sport tätig war.
Ab September 2007 fotografierte ich neben der Arbeit für meine eigene Agentur „ARTmedia“ auch für „GEPA-Pictures“, der größten österreichischen Sportbild-Agentur. Dort konnte ich meinen Beruf mit meiner Leidenschaft, dem Sport, verbinden.

Übrigens: Das Bild der eingestürzten Reichsbrücke habe ich zum 20-jährigen Jubiläum zum ersten Mal verkauft.

Günter R. Artinger

Bisherige Ausstellungen:
2005: 20 Jahre APA Bildredaktion 1985-2005
2017: Der Entscheidende Moment – 70 Jahre Syndikat Foto Film
2018: Pressefotografie nach 1945 – Photographische Gesellschaft

Mitglied der:
Photographischen Gesellschaft / Syndikat der Pressefotografen / Sports Media Austria / AIPS